Mich nervt an dieser ganzen Diskussion die ideologische "Aufladung". Als einigermaßen neutraler Betrachter bekommt man den Eindruck, dass es nicht um die nüchterne Betrachtung der Alternativen angeht, sondern um etwas Anderes. Egal.
Der MX-30 ist ein "Alibi-Fahrzeug" für Mazda, da wurde - wohl aus Mangel an Alternativen - ein E-Auto in eine Plattform gepresst, die wahrscheinlich gar nicht für dieses Szenario gedacht war. Schnell noch die passende Marketing-Story drumherum gestrickt - eine clevere zwar, aber ... - und fertig. Trotzdem: Das Ding funktioniert für gewisse Szenarien durchaus und ist optisch, technisch und vom Konzept her kein schlechter Wurf.
Bevor ich auf's platte Land gezogen bin, vor einem halben Jahr, hab ich in der Stadt gewohnt, in der ich - vor Corona - auch ins Büro gegangen bin. Wenn das Wetter schlecht genug war, hab ich auch den Diesel angeworfen und bin die etwas mehr als einen Kilometer, ja, gefahren. Abends ging's mit dem Hund in die Botanik im Umland, am WE entweder zu Freunden im Umland, zum Einkaufen oder in die nächste größere Stadt, unter der Woche noch ein, zwei Mal nach Herzogenaurach, um dort einen weiteren Verbrennungsmotor anzuwerfen und die Welt ein wenig von oben zu betrachten. Zwei Mal im Jahr bin ich längere Strecken - entweder in den Urlaub oder zu weiter entfernten Freunden - gefahren. Will sagen, wenn ich noch in Erlangen wohnen würde, könnte ich den MX-30 jetzt gerade blind kaufen, denn wozu brauche ich 700 Kilometer Reichweite, wenn ich das eigentlich nie nutze?
Fahre ich tats. mal längere Strecken, muss ich eben ein wenig vorher planen oder mir einen Leihwagen nehmen (gibt’s dieses Mazda-Vermiet-Ding eigentlich noch?) oder den Zug nehmen oder oder... will sagen: Es gibt dafür Alternativen. Irgendwann hab ich sogar mal ein Angebot für ein E-Auto gesehen, da war für längere Fahrten ein Leihvehikel entweder günstiger mit drin oder gar gratis. Kann aber auch sein, dass ich mir das gerade zurecht lege und fantasiere.
Jetzt wohne ich im Outback, zur Arbeit wären es - wenn ich nicht dank Seuche im home office festgetackert wäre - 60 Kilometer hin und abends 60 Kilometer zurück. Auf der Arbeit gibt's Ladestationen, das nächste Aldi-Rewe-Ensemble hier um die Ecke (drei, vier Kilometer), wo ich lebe, hat eine Gratis-Ladestation und in der nächstgrößeren Stadt (11 Kilometer) gibt's davon mehrere. Entlang der AB... hm, scheint mittlerweile auch kein Mangel zu herrschen, nach allem, was ich zuletzt so beobachten konnte. Und selbst, wenn ich daheim keine Wallbox installieren würde, das Auto steht nachts locker 10 Stunden plus und wäre dann selbst über die gute alte Steckdose locker wieder parat für den Weg zur Arbeit. ... wo es ja dann auch wieder lang genug steht, um es dort an den Saft zu hängen - falls nötig.
Versteht mich nicht falsch, es gibt genug Menschen für die der MX-30 einfach nicht funktioniert, aus welchen Gründen auch immer (Straßenparker, Langstreckenheizer, noch nicht vorh. Infrastruktur, ...). Aber das Ding oder die Kategorie Elektroauto per se schlecht zu machen oder irgendwas von "Akku geht kaputt" etc. zu schreiben (alles echte Experten oder eher im Internet-mehr-oder-weniger-mal-was-gelesen-und-mit-dem-Schwager-gefachsimpelt-Experten?), hat was von "Haar in der Suppe suchen" oder gar "Rückwärtsverteidigung".
Ich mag meinen CX-5 Diesel. Der sieht saugut aus (magmarot), jedes Mal, wenn ich auf dem Parkplatz auf ihn zulaufe oder mich beim Weglaufen nochmal umdrehe, denke ich: “Schönes Auto!” und muss grinsen. Außerdem hat er Platz ohne Ende und ist für mein Pendel-Szenario perfekt geeignet. Aber mit dem MX-30 würde es - mit einer gewissen Umstellung - auch gehen und dafür müsste ich nicht mehr extra zur Tanke fahren, wenn grade alle hindieseln, weil es grad' so schön günstig ist und mich daher dort in die Warteschlange einreihen (an der Tanke warten, ich kann mir keinen besseren Zeitvertreib vorstellen) oder gezwungenermaßen zur Tanke fahren, weil weil der Tank leer ist (und es dann auch nicht mehr anders geht). Partikel-Regeneration, Ölverdünnung, Ansaugtrakt-Verkokung, Wartungsintervalle von angeblich 20.000 Kilometern, die ich - trotz Langstreckeneinsatz - bisher genau 1x geschafft habe, gehörten dann der Vergangenheit an.
Was den Versuchskaninchenaspekt angeht: Da ist garantiert was dran. Wer sich jetzt für einen MX-30 entscheidet, ist ein Testpilot, der auch noch dafür bezahlt. Aber ich war mit meinem - ach so ausgereiften - CX-5 Diesel bei 68.000 Kilometern nicht nur bereits vier Mal zur Inspektion (20k-Kilometerwartungsintervall, hahahaha), sondern bei 47.000 ungrad waren die Bremsen vorne durch, die Außenspiegel haben - natürlich nicht zeitgleich, sondern mit einem halben Jahr Versatz - nicht mehr ordentlich an-/ausgeklappt, der Lack platzt ab als wäre er eigentlich für die Nägel von Damen an deren Händen und Füßen gedacht, nicht für ein automobiles Blechkleid, die Stoßdämpfer vorne haben geknackt, bis ich genug hatte und für die dafür vorgesehene Service-Aktion einen Extra-Termin beim fMH gemacht habe, die Stellmotoren der Parkbremse lösen nicht immer synchron (das Auto knickt dann beim Losfahren hinten rechts zunächst ein wenig ein, das lässt sich aber in der Werkstatt bisher nicht reproduzieren und so fahre ich damit rum und hoffe, dass der betroffene Stellmotor nicht irgendwann überhaupt nicht mehr öffnet) und so weiter...
Fazit: Ein Auto ist eine Geldvernichtungsmaschine, Autos von der Kategorie eines CX-5 eine rollende Resourcenverschwendung und eine Umweltsauerei sowieso... das E-Auto unter'm Strich besser? Keine Ahnung, ist mir auch egal, wichtig ist, dass man mit seinem Auto Spaß hat und es gut findet. Also: choose your weapon and be happy!
Ich bin grad schwer am Überlegen... mit Leasing (das ich für mich immer kategorisch ausgeschlossen hatte), wäre ich das Ding in drei, vier Jahren auch wieder los, unabhängig davon, dass Mazda irgendwas von acht Jahren Garantie auf den Akku verspricht (was auch immer das heißen mag).
P.S. Ein Bekannter von mir fährt einen Audi e-tron und sagt: Die Akkukapazität braucht er im Alltag nie. Wenn er zur Ostsee fährt, macht er, mindestens, einmal Pause und das dauert ca. 45 - 60 Minuten... mehr als ausreichend Zeit, um den Akku wieder voll genug zu kriegen.
P.P.S. Oh, ein ziemlicher rant... bitte verschieben, falls hier deplatziert. Danke.